Mittwoch, 28. Juli 2010

Der Termin mit meiner Heilpraktikerin war schon längst. Wie ich vorraus gesagt habe, sind die Verschlimmerungen meiner Allergie selbstverständlich auf die Globuli zurückzuführen, also fange das Mittel an zu wirken. Hat ja auch nur ein halbes Jahr gedauert...
Ich hatte übrigens am Wochenende vor meinem Gespräch mit meiner Homöopathin ein leichte Sommergrippe, wahrscheinlich durch exzessiven Gebrauch von Klimaanlage+Ventilatoren gegen die extreme Hitze. Gegen Fieber+Gliederschmerzen habe ich Paracetamol genommen, worauf ich mir anhören musste dass ich bei meiner nächsten Krankheit sie doch bitte kontaktieren solle um zu entscheiden welche Dosierung der Globulis ich zu nehmen habe. Die Krankheit war immerhin zu 99% eine Reaktion der Behandlung.
Mittlerweile habe ich wieder ein paar andere Globulis geschickt gekommen, professionell verpackt in ein paar Papierküchentüchern.
Die Symptome der Neurodermitis sind mittlerweile wieder gegen Null...

Donnerstag, 17. Juni 2010

Nächste Woche...

...ist der telefonische Termin mit meiner Naturheilpraktikerin Frau H.
Bis jetzt habe ich tagtäglich meine 5 Tropfen Zuckerwasser aus einem Plastiklöffel geschlürft in der Erwartung dass meine Symptome wie angekündigt so richtig aufblühen werden. Passiert ist allerdings relativ wenig.
Ich werde jetzt einfach mal meine hellseherischen Fähigkeiten testen und folgendes orakeln:
- Ich habe mein Cortisonspray abgesetzt (medizinische Hintergründe, ich nehm das Zeug schon zu lange), mein Allergieasthma ist daher kurzzeitig etwas schlimmer geworden. Natürlich kommt das von den Tropfen, ist ja logisch.
- Meine Neurodermitis ist MINIMAL schlimmer (von 0% auf ca. 8%) geworden (wie jedes Jahr zu dieser Jahreszeit), auch diese Veränderung wird natürlich dem Wundermittel zugeschrieben werden.

Spaßeshalber könnte ich mir auch noch ein paar lustige Dinge ausdenken, z.B. dass ich plötzlich schwul geworden wäre (Frau H. kennt meine Freundin schon seit Jahren), ich extreme Mordgedanken gegenüber Menschen mit Oberlippenbart entwickelt habe.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Homöopathie – Ein Selbstversuch


Seit mehreren Jahren schon plagt mich eine starke Allergie gegen Hausstaubmilben und Katzenhaaren. Eigentlich ist es ja nicht die Allergie direkt, eher die dadurch auftretenden lästigen Symptome wie chronischer Schnupfen (chronische Rhinitis), Asthma und Neurodermitis.

Die moderne Medizin schwört hier auf Cortisonhaltige Salben, Atem- und Nasensprays gegen die Symptome, bis auf einer Hypersensibilisierungstherapie über 4 Jahren kann man gegen die Allergien direkt rein gar nichts tun. Meine Freundin + Schwiegermutter schwören auf die Homöopathie, eine Wundermedizin die generell ALLES und JEDEN heilen könne, aber nur nicht populär wird da die Naturheilmedizin durch die böse Pharmaindustrie unterdrückt würde. Mein erster Kontakt mit der Homöopathie war vor einigen Jahren, als meine kleine Schwester im Babyalter anfing zu zahnen. Man legt den kleinen Kindern wenn sie geplagt von Schmerzen brüllen einfach eine kleine Zuckerkugel (= Globuli) auf die Zunge, die dem Kleinkind suggerieren soll „Du hast schmerzen, hier ist was dagegen“, der sog. Placeboeffekt also. Menschen sind ja leider extrem stark durch Autosuggestion beeinflussbar…

Nun denn, aus unzähligen Erzählungen von Schwiegertiger über Wunderheilungen von Krebs, oder sonstigen exotischen Krankheiten durch die Naturheilpraktikerin und weil ich ganz einfach meine Ruhe vor dem Nörgeln und Drängen meiner Freundin haben wollte, machte ich einen Termin bei der Homöopathin aus, natürlich nicht ohne mich vorher weitreichend über diese „Medizin“ im Internet zu informieren. Ich bin bekennender Atheist, Freigeist und Agnostiker, deshalb generell sehr skeptisch und hinterfrage alles. Um es kurz zu halten: Aus medizinisch – wissenschaftlicher Sicht Humbug, Scharlatanerie, sowie extrem gefährlich für die Menschen weil ernsthafte Krankheiten nicht durch richtige Medikamente behandelt werden. Eine Wirksamkeit der Homöopathie konnte noch nie bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden. Allerdings existieren auf der anderen Seite unzählige Befürworter der Homöopathie, auffälligerweise zu 90% Frauen.


Der Termin.

Also fuhr ich im Januar 2010 in die „Praxis“ im Hinterhof eines alten Bauernhofs in der Ortsmitte eines kleinen Kaffs in dem ich vorher noch nie war und dort zu 99% auch nie wieder hinkommen werde. Es öffnete mir eine ältere Dame, ca. 1,50m groß, in einem für mich seltsam anmutenden Kleid die Tür. Nun ja, das Esoteriker einen etwas….extravaganteren Geschmack im Bezug auf Kleidung hatten war mir ja schon immer bewusst.

Nach kurzer Vorstellung begann auch schon die „Anamnese“. Was habe ich für Krankheiten, welche OPs wurden bei mir durchgeführt, welche Medikamente nehme ich, wie sieht es mit meiner Ernährung aus, Verdauung, Krankheitsverlauf in der Kindheit etc etc. Aus medizinischer Sicht eigentlich ganz normal. Dann begannen die Fragen über Beruf, Verhältnis zu Mutter, Vater, Beziehung mit Freundin, Sexualität und sonstige Sorgen. Nanu? Ich habe eine Allergie und keine posttraumatischen Störungen aufgrund der Vorkommnisse in meiner Kindheit!

Auf Nachfrage wird mir erklärt, dass Allergien meist durch „Unterdrückung“ seiner Emotionen ausgelöst werden und ich ein extrem logischer Mensch bin, der seinen Verstand über seine Seele stellt. Natürlich habe ich mehrmals erwähnt wie kritisch ich doch allem was mit Esoterik zu hat gegenüberstehe, das mache ihr aber nichts aus. Erstaunlich was man mit Zuckerkügelchen alles heilen kann…

Nach 1,5h (!) waren wir fertig. Für mich, der sonst max 15min im Gespräch mit einem richtigen Arzt ist, eine extrem lange Zeit. Für die Dame war es lustigerweise die kürzeste Anamnese überhaupt. Das Mittel könne sie mir nicht gleich mitgeben, sie muss erst ihre Notizen analysieren, die sie sich während unserer Sitzung gemacht hat und danach ein Mittel herstellen. Meine Freundin würde es mir bei ihrem nächsten Besuch mitnehmen. Preis für diese „Behandlung“ 150€. Nun gut…



Ein paar Tage später…

…hielt ich das Mittel in den Händen. Eine kleine, braune Flasche wie sie in jeder Apotheke üblich ist, mit einer klaren Flüssigkeit darin enthalten. Die Anwendung sieht folgendermaßen aus: Man nehme die Flasche, schüttele sie kurz, klopfe dann exakt 5 mal fest auf den Flaschenboden, gebe etwas Wasser auf einen PLASTIKLÖFFEL (es MUSS ein Plastiklöffel sein!) und träufele dann fünf Tropfen darauf. Die Tropfen färben das Wasser ganz leicht milchig, aber generell ist die Lösung fast geschmacksneutral, nur den Zucker schmeckt man leicht. Diese Zeremonie wiederholt man nun jeden Tag, am besten direkt am Morgen vor dem Frühstück. Was mich an dieser Sache wurmt bzw. mich extrem misstrauisch werden lässt ist die künstliche Ritualisierung (5x klopfen, Plastiklöffel, etc.), die dem Einen oder Anderem suggeriert „Hey, das ist Medizin, das muss nun mal so sein“, aber einem Realisten wie mir eher zu denken gibt. Wozu unbedingt ein Plastiklöffel und kein Edelstahllöffel? Ich trug meiner Freundin auf die Heilpraktikerin doch bitte zu fragen was es damit auf sich hat. Als Antwort lies sie ausrichten: „Das müsse ich als Elektroniker doch wissen warum der Löffel nicht aus Metall sein darf“.

Wenn das Leben ein Comic wäre, hätte man in diesem Moment wahrscheinlich unzählige Fragezeichen über meinen Kopf schweben sehen. Was meint sie damit? Eine Reaktion mit dem Metalllöffel die mit Elektronik bzw. Strom zu tun hat? Eine Batterie? Nun, zu dem muss gesagt werden, für eine Reaktion ähnlich in einer Batterie braucht man immer 2 versch. Metalle sowie eine Säure. Was zur Hölle ist da bitte in den Tropfen drin? Soll ich jetzt jeden morgen mit 5 Tropfen Batteriesäure und einem flüssigen Metall geheilt werden?

Nach kurzer Recherche im Internet stieß ich auf die Antwort: Es hat mit der „Eigenschwingung“ des Metalls zu tun, Plastik hätte eine sehr viel geringere. Alles klar, Browserfenster zu, Affe tot.



-Dazwischen-

Eines Abends saß ich bei einem Feierabendbierchen mit ein paar Bekannten in meiner Stammkneipe. Wir kamen ins Gespräch mit einem Pärchen aus NRW, das hier Urlaub machte. Allein der Kleidungsstil der beiden, sowie die Tatsache dass SIE ihre Zigaretten selbst gedreht hat, verriet mir dass wir es hier mit einer Personengruppe zu tun haben, die die Bäume nicht nur umarmen sondern direkt Unzucht damit treiben.

Mein Verdacht bestätigte sich, als ich sie fragte warum man denn als Westfale in der Fränkischen Schweiz Urlaub mache. „Weil hier alles reich an Energie ist“ kam als Antwort. Meinen Gesichtsausdruck in diesem Moment hätte ich gerne gesehen…

Die beiden waren unheimlich nett und konnten auch so einiges an alkoholhaltigen Getränken verzehren, waren mir also sehr sympathisch. Sie stellte sich als „Petra“ vor und arbeitet als Physiotherapeutin bei einem Osteopaten. Ich erzählte ihr von meiner homöopathischen Behandlung und wie skeptisch ich dieser Geschichte gegenüber stehe. Sie legte ihre Hände um mein Bein, ohne es zu berühren, mit einem kurzen „Darf ich mal? Ich will nur mal fühlen“.

„Fühlst du schon was?

ähm , eigenlich nix

Fühl mal in dich hinein, du musst was fühlen“

„Nein, ich spür nichts“

„Doch, du musst aber was spüren“

„Nein ich spüre nichts und lasse mir das auch nicht einreden“

Auch sie sagte zu mir ich sei ein extrem kopfgesteuerter Mensch der seine Logik über die Emotionen stellt. Nanu? Deja vu? Vielleicht sollte ich mir einfach einreden dass ich gesund bin…

ER ist übrigens Dipl. Ing. und hat Elektrotechnik studiert, leitet jetzt allerdings eine Einrichtung für Behinderte und führt dort Lichttherapien durch.



Die Zeit verging…

… und es tat sich nichts. Ich rief die Homöopathin wieder an und erzählte ihr dass ich keinerlei Veränderungen gespürt habe. Ich habe genau wie letztes Jahr um dieselbe Jahreszeit wieder einen starken Schnupfen bekommen, aber ansonsten weder eine Verschlechterung (was ja angeblich meist noch VOR der Besserung kommt) noch eine Besserung verspürt habe. Der Schnupfen, so die freundliche Dame, komme vom Mittel. Mein Argument, dass ich den Schnupfen letztes Jahr aber auch schon so hatte, lies sie nicht gelten sondern das komme vom Mittel, basta. Ob ich denn sonst noch irgendetwas verändert hätte fragt sie mich.

Nun ja, ich esse seit einiger Zeit tagsüber nur noch Obst, da ich ein paar Kilos abnehmen möchte. Äpfel, Karotten, Pfirsiche, Kiwis, die Gelüste nach einer solchen Ernährung sowie der Drang Gewicht zu verlieren käme auch von den Tropfen. Wow, is ja der Hammer. Gibt es denn irgendwas, was dieses Mittel nicht kann? Wenn ich das in den Tank von meinem Auto schütte, brauch ich dann nur 4 anstatt 8,5 Liter? Alle Gesundheitsproblem der Menschheit wären mit einem Schlag gelöst und das sogar noch extrem billig! Wieso nimmt das denn nicht schon die ganze Welt? Ach ich vergaß, die große Pharmaindustrie mit ihrer unheimlich mächtigen Lobby in Krankenkassen und Politik, die nicht zulassen dass die Naturheilpraktiker ihren Fuß in die Tür kriegen…

Auf jeden Fall wird sie mir jetzt ein anderes Mittel per Post zukommen lassen um zu testen was passiert. Anwendung und Dosierung exakt wie beim letzten, nur soll ich bitte sämtliche Veränderungen notieren und ihr in 6 Wochen telefonisch mitteilen.



Das neue Mittel..

…ist zwei Tage später da. Wieder ein braunes Fläschchen, gefüllt mit einer Flüssigkeit (Wasser? Könnte auch etwas Alkohol enthalten sein). Dazu eine kleine Plastikampulle mit den Globulis. Diese muss ich nun in die Flasche füllen und auflösen lassen. Wieso soll ich das jetzt auf einmal selbst machen? Damit ich SEHE dass da auch wirklich in der Flasche was „drin“ ist?

Ich fasse den Entschluss, etwaige Veränderungen wirklich zu dokumentieren, aber nicht nur für die Heilpraktikerin sondern meine Erfahrungen mit der Naturheilmedizin in diesem Blog zu veröffentlichen. Der nächste telefonische Termin mit der Heilpraktikerin ist übrigens ENDE JUNI.